Kunden Zugriff auf den eigenen Datenbestand geben!

von Dr. Markus Jostock

Die Grundregel erfolgreichen Lieferkettenmanagements lautet „Informationsfluss vor Materialfluss“ und dennoch stellt dies mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen. Branchenunabhängig muss die produzierende Industrie zukünftig steigende Anforderungen an Qualität und Rechtzeitigkeit des Informationsflusses von und zu Kunden erfüllen, steigenden Kostendruck bewältigen und es gibt von Kunden eine steigende Erwartung, dass der Zulieferer zunehmend Risiken in der Supply Chain übernimmt.

Dr. Markus Jostock

Einer umfassenden Digitalisierung von Supply-Chain-Prozessen kann sich kein Unternehmen auf Dauer entziehen und wiederkehrende Unterbrechungen globaler Lieferketten werden diese Umsetzung massiv forcieren.

Größtes Hemmnis bei der Umsetzung eines automatischen, digitalen Datenaustauschs ist die Angst der Unternehmen vor dem Verlust von Daten bzw. vor dem Verlust der Datenhoheit und damit der Preisgabe eigener Kernkompetenz. Dies ist auch der Grund, warum bisherige Bestrebungen zur Digitalisierung eher in Richtung Standardisierung und Harmonisierung gehen, mit entsprechend langwierigen Prozessen und der notwendigen Koordination sehr vieler Interakteure – darunter einige Platzhirsche, die ihre eigenen Standards durchzusetzen versuchen.

Seit Jahren werden daher als „Ersatz-Digitalisierung“ digitalisierte Papierdokumente per E-Mail versendet und alle Unternehmen halten ihre eigentlich woanders benötigten Daten in ihren internen Datensilos. Nur wenn Kunden in Echtzeit Zugriff auf relevante (interne) Zulieferdaten erhalten, können die positiven Effekte für „Cost, Complexity & Cash“ und entsprechende Effizienzsteigerungen bei den Prozessen realisiert werden. Wie also sollte ein Mittelständler heute damit umgehen?

„Neue Basistechnologien führen zu neuen Möglichkeiten“

Eine tiefere Digitalisierung mit integriertem Informationsfluss über Firmengrenzen hinweg wird bereits heute durch neue, disruptive Technologien ermöglicht. Einer dieser neuen Technologiebausteine ist die sog. Blockchain-Technologie oder Distributed-Ledger-Technologie oder Registertechnologie.

Effizienz entsteht auf beiden Seiten, wenn ich Kunden direkten Zugriff auf meine Daten gebe!

Die Blockchain-Technologie hat ihre absoluten Stärken, wenn es um den Datenaustausch und die Feststellung von Ist-Zuständen von Daten zwischen mehreren, sich nur bedingt trauenden Partnern geht. Kryptografische Sicherheit ist Kern der Technologie. Die in den Registern abgelegten Daten gelten als unverfälschbar und nur authorisierte Nutzer können Daten hinzufügen oder ändern.

Das Einsatzfeld Supply Chain ist die ideale industrielle Anwendung für diese Technologie. Nun alle auszutauschenden Daten einfach in den Registern abzulegen, greift allerdings zu kurz und würde die Daten lediglich an einem anderen Ort duplizieren. Auch haben die Partner in einer Lieferkette völlig unterschiedliche Informationsbedürfnisse und benötigen sehr verschiedene Daten.
Das ist der Grund, warum diese Probleme seit Jahren ungelöst sind.

Der von Arxum realisierte Ansatz ist hier einfach und innovativ, da die Blockchain zur Organisation des Datenaustauschs und des Datenzugriffs verwendet wird und die Daten in den Silos ihrer Eigentümer verbleiben.

Unternehmen haben alle relevanten Daten in ihren IT-Systemen (ERP, MES, Produktionsdatenbank, Lagerverwaltung, WMS u.a.). Unternehmen gewähren nun ihren Kunden dedizierten Zugriff auf einzelne Informationen, die gebunden sind an schon erfolgte Lieferungen, Seriennummern oder ähnliches. Dabei dient die Blockchain als sicherer Speicher für die Zugriffsregeln und als unverfälschbares Logbuch für alle durchgeführten Datenzugriffe.

Kernaussagen

  • Digitale Lieferketten bieten Transparenz und rechtzeitige Information

  • Effiziente Reaktionen, Risikominimierung und Kostenreduktion sind nur durch Digitalisierung zu erreichen

  • Aufwände für die manuelle Beantwortung von Kundenanfragen entfallen und Ressourcen werden frei

  • Die Blockchain-Technologie hat ihre Stärken im Datenaustausch

Die Herausforderung eines automatisierten Datenzugriffs besteht darin, den Dateneigen­tümer vor einem unkontrollierten Datenabfluss zu schützen, denn Ziel der Automatisierung ist schließlich die Abschaffung der manuellen Kontrolle und Interaktionen. Da nur der Dateneigentümer die Zugriffsregeln und -rechte in den Blockchainregistern festlegen und ändern kann und da alle (!) Datenzugriffe ebenso fälschungssicher dokumentiert werden, ist genau dieses Problem hier gelöst.

„In den Wertschöpfungsnetzwerken und Supply Chains von morgen müssen Mitspieler neben Material auch digitale Informationsflüsse bereitstellen.“

Kunden erhalten somit auf Knopfdruck Informationen aus IT-Systemen ihres Zulieferers. Wurden Kundenanfragen bisher stets manuell beantwortet, so entfällt dieser Aufwand mit sofortiger Wirkung für das liefernde Unternehmen. Es sind somit sofortige Einsparpotenziale auf beiden Seiten der Interaktionspartner realisierbar.

Fazit

Der Begriff „digitale Supply Chain“ muss vom Unternehmer heute wesentlich breiter verstanden werden als nur als Versorgungskette. Der Informationsbedarf erstreckt sich über den gesamten Produktlebenszyklus und betrifft wesentlich mehr Partner als noch vor einigen Jahren.

Wer sich heute intensiv mit den Möglichkeiten der Digitalisierung von Lieferketten auseinandersetzt und die ersten konkreten Schritte geht, wird auch in der globalen Welt von morgen Teil jener Lieferketten sein können, die sich zu komplexen Wertschöpfungsnetzwerken wandeln. //

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